Events aus der KLAR! Region Horn

Nachlese

Vortrag und Exkursion –  „Ohne Blau kein Grün“ Wasserrückhalt am Beispiel des Schwammstadt – Prinzips

Mit  einem Vortrag von Mag. Johannes Selinger – Bodenbündnis Österreich, Arbeitskreis Schwammstadt; KLAR Mistelbach-Wokersdorf – und anschließender gmeinsamer Besichtigung der Schwammstadt-Ausführung in der Pulkauer Straße in Eggenburg.

 

Warum braucht es eine Klimawandelanpassung?

Diese Frage konnte von Mag. Sellinger mit drei Argumenten stichhaltig beantwortet werden.
1. Der Klimawandel findet statt.
2. Selbst durch einen vollständigen Stopp des Ausstoßes von Treibhausgasen ist eine weitere Temperaturerhöhung unvermeidbar und
3. Neben verstärkten Klimaschutzmaßnahmen sind Schritte zur Anpassung an die nicht mehr abwendbaren Folgen des Klimawandels nötig.

Die aus dem Klimawandel resultierenden Probleme sind die mit zu VIEL und zu WENIG Wasser!

Diese betreffen vor allem die Landwirtschaft, Kulturlandschaften und den Naturraum mit verstärktem Oberflächenabfluss und Ausschwemmung, Verlust von Ton-Humus-Komplexen im Boden und der Grundwasserdotation. Betroffen sind aber auch die Siedlunsgräume und Ortszentren mit dem Thema der Versiegelung von Bodenflächen, Wasserverfügbarkeit für Grünfläche, Aufenthaltsqualität im Freien, der Siedlungswasserbau und auch die Grundwasserdotation.

Die Situation in den Gemeinden im Siedlungsraum zeigt ein problematisches Bild. Meist findet sich kein „gewachsener“ Boden. Es handelt sich hierbei meist auf Aufschüttungen des Aushubs mit folgender Schichtumkehr und Verdichtung. Der Stoffkreislauf ist verringert oder sogar ganz unterbunden, z.B. durch Rasenflächen, wobei durch die Entfernung des Schnittgutes auch noch ein Nährstoffentzug zu verzeichnen ist. Eine weitere Folge sind keine oder zu wenige Bodenlebewesen, was eine Verringerung der Biodiversität mit sich bringt. Die weitreichende Flächenversiegelung bringt auch einen erhöhten Oberflächenabfluss mit sich!

OHNE BLAU KEIN GRÜN!

Pflanzen brauchen zum Wachsen vorrangig Wasser (wichtig: Wasserrückhaltefähigkeit gegen die Schwerkraft), Luft (Bodenluftaustausch bei Gärungs- und Fäulnisprozessen) und Nährstoffe (kurz-, mittel- und langfristige Verfügbarkeit).

Siedlungswasserbau – Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum – zentrale Aufgaben der Gemeinden:

·          Oberflächentemperatur senken!

·          Mikroklima verbessern!

·          Niederschlag nützen!

·          Oberflächenabfluss verringern!

·          Belastungsfähige Wegedecken einrichten!

·          Pflaster aus Kunststein mit Sickeröffnung oder ungebundenen Natursteinen

 

DAS SCHWAMMSTADT-Prinzip: Warum wir (große) Bäume in der Stadt dringend brauchen?
Bäume haben wichtige Funktionen für das Wohlbefinden im städtischen Raum:

·          Schattenwirkung (Abkühlung 2-3 Grad C PET)

·          Co2 Bindung

·          Biodiversität

·          Filtert Feinstaub (bis zu 12000 Staubteilchen pro m2 Blattfläche

·          CO2 Kohlendioxid

·          Windschutz

·          Wasserverdunstung (bis 400l pro Tag)

Die Realität sieht vielerorts leider anders aus. Satt vielen gesunden Bäumen zeichnet sich ein tristes Bild:

·          Bodenverdichtung (Befahrung, Vibration, Salz)

·          Bodenversiegelung (Wasser und Luftmangel)

·          Hitzeinseln (Abstrahlung)

·          Beschädigungen von Wurzeln, Stamm und

·          Krone (Verkehr, Bauaktivitäten)

·          Schadstoffeintrag (z.B. Streusalz und Hundeurin)

·          Schwächeparasiten (z.B. Miniermotte, Spinnmilben)

Stadtbäume in Europa werden im Schnitt nicht älter als 20-30 Jahre und können somit ihre Wirkung nicht annähernd entfalten!

BAUM BRAUCHT RAUM!
Leider ist der moderne Straßenbau für Jungbäume nicht durchwurzelbar! Voraussetzung für Baumstandorte im Ortsgebiet:

·          Wurzelraum

·          Wasser- und Nährstoffverfügbarkeit

·          Strukturstabilität des Substrats

·          Tragfähigkeit für Verkehrsflächen

·          Wenig Oberflächenverbrauch

Das Schwammstadt-Prinzip für Stadtbäume –  Ansprüche an den Unterbau der Schwammstadt:

·          Tragfähigkeit

·          Strukturstabilität

·          Hohe Wasserverfügbarkeit

·          Hohe Luftkapazität

·          pH < 7.0

·          Materialien aus der Umgebung

Entscheidend bei der Auswahl der Baumsorten sind folgenden wichtige Kriterien: Freiheit von oder Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten oder Schädlinge; Salzverträglichkeit oder –empfindlichkeit; Kronendichte und Schattenwirkung; Windresistenz; Widerstandsfähigkeit oder Empfindlichkeit gegenüber Luftverschmutzung; Giftig, ungiftig, essbare Früchte; Trockenstresstoleranz; Frosthärte; Spätfröste tolerieren; geringe Standortansprüche; pH-Toleranz; Biodiversitätswert.

VORTEILE des Schwammstadtprinzips:

Gesundes, langfristig gesichertes Baumwachstum:
Vorteile eines Baumes im Straßenraum können voll genützt werden! Weniger Schnitt, weniger Bewässerung -> Kostenersparnis in der Grünpflege • Hohe Standsicherheit -> Haftung!
Hohe Retentionskapazität: Je nach Anlage, zwischen 300 Liter und 50 Liter pro m3! Kanal-Redimensionierungen u.U. nicht notwendig! (Kosten!!!)Oberflächengestaltung nahezu unbeeinflusst: Verkehrsflächengestaltung (z.B. Parkplätze, Geh- und Radwege) von den Bedürfnissen der Bäume weitgehend entkoppelt, weil die Baumscheiben relativ klein bleiben können.
Lokale, nachhaltige Materialien, lokales Know How: Wertschöpfung bleibt in der Region

 

Wie schon Konfuzius sagte: „Kümmert euch um die Wurzeln – dann können Zweige und Blätter für sich selbst sorgen!“

Fotogalerie – Vortrag und Exkursion: Ohne BLAU kein GRÜN

Fotocredits: KLAR! Region Horn