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der KLAR! Region Horn

Ohne BLAU kein GRÜN

Exkursion und Vortrag zum Thema „Ohne Blau kein Grün“.

Unter dem Schwerpunkt „Wasser halten“ fand in der KLAR! Region Horn am 4. Mai 2022 die Vortrags-Exkursion „Ohne Blau kein Grün“ – Wasserrückhalt am Beispiel des Schwammstadt-Prinzip statt.

Durch das Programm führte der Referent, Mag. Johannes Sellinger, Bodenbündnis Österreich, Arbeitskreis Schwammstadt; KLAR Mistelbach-Wokersdorf.

Warum braucht es eine Klimawandelanpassung? Diese Frage konnte von Mag. Sellinger mit drei Argumenten stichhaltig beantwortet werden. 1. Der Klimawandel findet statt. 2. Selbst durch einen vollständigen Stopp des Ausstoßes von Treibhausgasen ist eine weitere Temperaturerhöhung unvermeidbar und 3. Neben verstärkten Klimaschutzmaßnahmen sind Schritte zur Anpassung an die nicht mehr abwendbaren Folgen des Klimawandels nötig.

Die aus dem Klimawandel resultierenden Probleme sind die mit zu VIEL und zu WENIG Wasser! Diese betreffen vor allem die Landwirtschaft, Kulturlandschaften und den Naturraum mit verstärktem Oberflächenabfluss und Ausschwemmung, Verlust von Ton-Humus-Komplexen im Boden und der Grundwasserdotation. Betroffen sind aber auch die Siedlunsgräume und Ortszentren mit dem Thema der Versiegelung von Bodenflächen, Wasserverfügbarkeit für Grünfläche, Aufenthaltsqualität im Freien, der Siedlungswasserbau und auch die Grundwasserdotation.

Die Situation in den Gemeinden im Siedlungsraum zeigt ein problematisches Bild. Meist findet sich kein „gewachsener“ Boden. Es handelt sich hierbei meist auf Aufschüttungen des Aushubs mit folgender Schichtumkehr und Verdichtung. Der Stoffkreislauf ist verringert oder sogar ganz unterbunden, z.B. durch Rasenflächen, wobei durch die Entfernung des Schnittgutes auch noch ein Nährstoffentzug zu verzeichnen ist. Eine weitere Folge sind keine oder zu wenige Bodenlebewesen, was eine Verringerung der Biodiversität mit sich bringt. Die weitreichende Flächenversiegelung bringt auch einen erhöhten Oberflächenabfluss mit sich!

OHNE BLAU KEIN GRÜN!
Pflanzen brauchen zum Wachsen vorrangig Wasser (wichtig: Wasserrückhaltefähigkeit gegen die Schwerkraft), Luft (Bodenluftaustausch bei Gärungs- und Fäulnisprozessen) und Nährstoffe (kurz-, mittel- und langfristige Verfügbarkeit).

Siedlungswasserbau – Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum – zentrale Aufgaben der Gemeinden:

  • Oberflächentemperatur senken!
  • Mikroklima verbessern!
  • Niederschlag nützen!
  • Oberflächenabfluss verringern!
  • Belastungsfähige Wegedecken einrichten!
  • Pflaster aus Kunststein mit Sickeröffnung oder ungebundenen Natursteinen

DAS SCHWAMMSTADT-Prinzip: Warum wir (große) Bäume in der Stadt dringend brauchen?
Bäume haben wichtige Funktionen für das Wohlbefinden im städtischen Raum:

  • Schattenwirkung (Abkühlung 2-3 Grad C PET)
  • Co2 Bindung
  • Biodiversität
  • Filtert Feinstaub (bis zu 12000 Staubteilchen pro m2 Blattfläche
  • CO2 Kohlendioxid
  • Windschutz
  • Wasserverdunstung (bis 400l pro Tag)

Die Realität sieht vielerorts leider anders aus. Satt vielen gesunden Bäumen zeichnet sich ein tristes Bild:

  • Bodenverdichtung (Befahrung, Vibration, Salz)
  • Bodenversiegelung (Wasser und Luftmangel)
  • Hitzeinseln (Abstrahlung)
  • Beschädigungen von Wurzeln, Stamm und
  • Krone (Verkehr, Bauaktivitäten)
  • Schadstoffeintrag (z.B. Streusalz und Hundeurin)
  • Schwächeparasiten (z.B. Miniermotte, Spinnmilben)

Stadtbäume in Europa werden im Schnitt nicht älter als 20-30 Jahre und können somit ihre Wirkung nicht annähernd entfalten!

BAUM BRAUCHT RAUM!

Leider ist der moderne Straßenbau für Jungbäume nicht durchwurzelbar! Voraussetzung für Baumstandorte im Ortsgebiet:

  • Wurzelraum
  • Wasser- und Nährstoffverfügbarkeit
  • Strukturstabilität des Substrats
  • Tragfähigkeit für Verkehrsflächen
  • Wenig Oberflächenverbrauch

Das Schwammstadt-Prinzip für Stadtbäume –  Ansprüche an den Unterbau der Schwammstadt:

  • Tragfähigkeit
  • Strukturstabilität
  • Hohe Wasserverfügbarkeit
  • Hohe Luftkapazität
  • pH < 7.0
  • Materialien aus der Umgebung

Entscheidend bei der Auswahl der Baumsorten sind folgenden wichtige Kriterien: Freiheit von oder Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten oder Schädlinge; Salzverträglichkeit oder –empfindlichkeit; Kronendichte und Schattenwirkung; Windresistenz; Widerstandsfähigkeit oder Empfindlichkeit gegenüber Luftverschmutzung; Giftig, ungiftig, essbare Früchte; Trockenstresstoleranz; Frosthärte; Spätfröste tolerieren; geringe Standortansprüche; pH-Toleranz; Biodiversitätswert.

VORTEILE des Schwammstadtprinzips:

  • Gesundes, langfristig gesichertes Baumwachstum:
    Vorteile eines Baumes im Straßenraum können voll genützt werden! Weniger Schnitt, weniger Bewässerung -> Kostenersparnis in der Grünpflege • Hohe Standsicherheit -> Haftung!
  • Hohe Retentionskapazität:
    Je nach Anlage, zwischen 300 Liter und 50 Liter pro m3! Kanal-Redimensionierungen u.U. nicht notwendig! (Kosten!!!)
  • Oberflächengestaltung nahezu unbeeinflusst:
    Verkehrsflächengestaltung (z.B. Parkplätze, Geh- und Radwege) von den Bedürfnissen der Bäume weitgehend entkoppelt, weil die Baumscheiben relativ klein bleiben können!
  • Lokale, nachhaltige Materialien, lokales Know How: Wertschöpfung bleibt in der Region

Wie schon Konfuzius sagte: „Kümmert euch um die Wurzeln – dann können Zweige und Blätter für sich selbst sorgen!“

6 von 9 planetaren Grenzen sind bereits überschritten!

Im Jahre 2009 wurden an der Universität Stockholm, unter der Leitung von Johan Rockström, 9 planetare Grenzen festgelegt. Diese zeigen auf, wieviel Handlungsspielraum dem Menschen in seinem Eingreifen in natürliche Prozesse der Erde noch bleibt, bevor ein gefährliches Maß erreicht wird. Sechs sind bereits überschritten, darunter jene für Klimawandel, neuartige Gebilde, Landnutzungsänderung, Nährstoffkreisläufe und Biosphäre – und somit auch unser Süßwasser. Als nicht überschritten gelten derzeit noch die Stratosphäre, die atmosphärische Aerosolbelastung und die Ozeanversauerung.

Das „grüne“ Wasser ist in Gefahr!

Das „grüne“ Wasser (=Bodenwasser) welches den Pflanzen im Boden zur Verfügung steht ist stark gefährdet. Dem gegenüber steht das „blaue Wasser, wie Flüsse und Seen. Sowohl die Erderhitzung, als auch die Abholzung der Regenwälder setzten der Erde zu und trocknen sie aus. Tropische Regenwälder nehmen Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre auf und wirken deshalb so wie „eine natürliche Klimaanlage“. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Regenwald gänzlich kippt und zur Steppe wird. Auch in den Wäldern und Äckern sind bereits negative Auswirkungen zu beobachten. Der fehlende Niederschlag für zur Bodentrockenheit.Die Europäische Dürrebeobachtungsstelle (EDO) führt im Bodentrockenheitsindex an, dass mit Ende April in weiten Teilen Europas besonders trockene aber auch ungewöhnlich feuchte Böden zu verzeichnen sind, z.B. so in Norwegen. Österreichische Böden, vor allem in Süden haben für April bis Juni die Prognose einer deutlich trockeneren Witterung. Doch neben der Dürre ist auch eine Niederschlagsänderung mit erhöhter Verdunstung ein Problem, denn Wasserdampf ist ein wenig beachtetes Treibhausgas, welches als Motor für Extremereignisse fungieren kann.

 Die Verfügbarkeit von grünem Wasser zeigt in Österreich ein West-Ost-Gefälle!

Es zeigt sich mehr Niederschlag im Westen, sowie in höheren Lagen und geringere Werte im Osten. Reicht das Wasser nicht mehr aus, so wird mit „blauem“ Wasser bewässert. In diesen östlichen Regionen Österreichs ist als die Grenze bereits zweitweise überschritten. Grundsätzlich steht in Österreich im internationalen Vergleich vor allem viel „blaues“ Wasser zur Verfügung. Eine Studie des Landwirtschaftsministeriums zeigt aber, dass diese Ressource an Grundwasser bis 2050 um ein Viertel abnimmt und gleichzeitig der Wasserbedarf der Landwirtschaft auf Grund von Hitzeperioden sich bis 2050 sogar verdoppelt. 

Die Saisonale Schneedecke als Regulator des Klimas verringert sich!

Eine Schneedecke reflektiert Sonnenenergie und speichert Wasser. Daher ist sie essentiell für die Funktionsweise des Klimas. Über den Winter wird Wasser in der Schneedecke zurückgehalten und mit der Schneeschmelze wieder über Wochen frei gegeben und damit die Grundwasserspeicher aufgefüllt und der Boden gut mit Wasser versorgt und für die Frühjahrswachstumszeit gerüstet. Immer weniger Schnee bringt diesen natürlichen Prozess in Gefahr und die Wasserversorgung der Böden ist beeinträchtigt.

Was können die Menschen zum Klimaschutz beitragen?

Eine erste Maßnahme wäre die Umstellung der Ernährung. Der hohe Fleischkonsum ist der Haupttreiber. Bereits eine Reduktion des Fleischkonsums auf ein- bis zweimal pro Woche könnte knapp ein Drittel aller Treibhausgase einsparen. Auch werden in Österreich zur zusätzlichen Bewässerung von Pflanzen auf Trinkwasser zurückgegriffen. Hier könnte jeder einzelne durch die Nutzung des Regenwassers in Sammelbehälter einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Wasserschutz und Bodenversiegelung statt stetiger Bebauung!

Das Bebauen des natürlichen Bodens setzt sowohl dem „grünen als auch dem blauen“ Wasser zu. Im Maßnahmenpaket „Wasserschatz Österreich“ wird gefordert, den Boden konsequent zu schützen und zu entsiegeln. Fließgewässer sind zu renaturieren und Überschwemmungs- und Feuchtgebiete zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Eine Maßnahme ist die Vorgabe zur Versicherung des Regenwassers auf Eigengrund. Auch Wasserrückhaltemaßnahmen, wie etwa Regenwasserrückhaltebecken sind bereits in Umsetzung.

Mit Wasser effizienter umgehen!

Mit Hilfe neuer Wasserspartechnologien in neuen Haushaltsgeräten könne der Wasserverbrauch trotz zunehmender Bevölkerung konstant bleiben. Weiters wäre es notwendig, Informationen zur Wasserressourcenentwicklung zu erarbeiten und die Datenlage zu optimieren. Bereits bewilligte Wasserentnahmemengen sollten geprüft werden und an die aktuellen Entwicklungen angepasst werden.

Die KLAR! Region Horn startet in die Projektumsetzung!

Die 15 Gemeinden der „KLAR! Region Horn“ arbeiten gemeinsam daran, sich den Herausforderungen, die der Klimawandel mit sich bringt, zu stellen. Um diesen bestmöglich zu begegnen, ist schon heute von uns allen ein vorausschauendes Handeln nötig. Die miteinander ausgearbeiteten Maßnahmen sollen dabei helfen, die Region in den kommenden Jahren fit für die Auswirkungen des Klimawandels zu machen. Informationen zu den einzelnen Maßnahmen sind im Menüpunkt „Maßnahmen“ zu finden.

Die Region befindet sich nun in der Umsetzungsphase, in der diese Projekte gemeinsam bearbeitet werden. Die einzelnen Arbeitskreise, die dazu gebildet wurden, starten nun in die Projektumsetzung!

Die KLAR! Region Horn ist eine von 74 KLAR! Regionen in Österreich!

Mit Hilfe des Projekts “KLAR! – Klimawandel-Anpassungsmodellregion”, das vom Klima- und Energiefonds in Kooperation mit dem Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) österreichweit gestartet wurde, werden engagierte Regionen unterstützt, die zukünftigen Herausforderungen des Klimawandels zu bestreiten.

Die österreichische Klimaforschung ist sich einig, dass der Klimawandel und die Klimaerwärmung mit ihren Folgen auch in den nächsten Jahren weiter voranschreiten werden. In der Region um Horn, die eine ländlich geprägte Landschaft mit einer großen wirtschaftlichen Bedeutung von Land- und Forstwirtschaft hat, sind die Folgen bereits bemerkbar. Häufige Temperaturextreme, Starkregenereignisse, Sturm oder Trockenperioden stellen uns vor neue Herausforderungen. Zusätzlich zu diesen Wetterereignissen sind auch vermehrt lokal schleichende Veränderungen zu beobachten, wie der vorzeitige Vegetationsbeginn, der Rückgang der Grundwasserspiegel, die Einwanderung neuer Tier- und Pflanzenarten.

Mittlerweile haben sich 74 Regionen in Österreich entschlossen, an diesem Programm teilzunehmen. Auch die Region Horn nimmt mit 15 Gemeinden an diesem Programm teil und hat im Jahr 2019 begonnen, ein Konzept dafür zu erarbeiten. Es wurden die wichtigsten Themen für die Mitgliedsgemeinden herausgearbeitet, die helfen sollen, die Region fit für die Auswirkungen des Klimawandels zu machen.

Seit Oktober 2021 befindet sich die KLAR! Region Horn in der zweijährigen Umsetzungsphase. In dieser sollen Projekte und Maßnahmen zu den Themenschwerpunkten, die im Konzept erfasst und ausgearbeitet wurden, gemeinsam umgesetzt werden.

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